Ich bin - das Bewusstsein. Neu ausrichten

Die Galaxien im Universum sind Lichtjahre voneinander entfernt und doch bleiben sie verbunden. Genau wie die Kontinente auf der Erde, die von Ozeanen getrennt sind. Die Menschen bauen Zäune, Mauern und Grenzen, um eine unnatürliche Trennung herzustellen.

Cassie ist bei ihrer Tochter zum Kaffee. Betty sieht aufgeregt aus und erzählt ihr schnell von dem Plan, für mehrere Wochen allein durch die USA zu reisen. Professorin Cassie macht sich Sorgen, versucht aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Trotzdem erzählt sie ihrer Tochter all die Geschichten, die sie von den US-amerikanischen Kolleginnen gehört hat. Doch Betty durchschaut sie. Voller Zuversicht erzählt die Tochter ihrer Mutter von all den Vorsichtsmaßnahmen, die sie ergriffen hat, um eine lehrreiche und entspannte Reise zu machen. Cassie entschuldigt sich, hört sich die Planungen an und lässt sich von der Abenteuerlust ihrer Tochter anstecken.
Als sie schließlich gut gelaunt nach Hause kommt, schießt ein Schmerz in ihren Rücken. Ist das ein Hexenschuss? Sie nimmt schnell Schmerztabletten, holt sich eine Wärmflasche und legt sich aufs Sofa.

Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Der Schmerz rührt nicht von einer falschen Bewegung her, es ist die Reaktion auf die Nachricht, dass die Tochter jetzt allein in Urlaub fährt, ohne die Hilfe oder den Segen der Mutter. Cassie fängt die Botschaft auf und bekommt ein schlechtes Gewissen. Sie will ihrer Tochter die Freiheit lassen, macht sich aber natürlich Sorgen. Dieser Zwiespalt ist ihr nun wirklich nicht neu. Wieso sollte sie jetzt Schmerzen davon bekommen?
Sie setzt sich mühsam auf und hat plötzlich Tränen in den Augen. Dabei ist der Schmerz im Rücken gar nicht so schlimm. Sie will die Traurigkeit abtun und greift nach dem Handy. Dabei wäre es viel lehrreicher, die Traurigkeit zu erforschen.

Cassie legt das Handy weg. Es gibt doch gar keinen Grund traurig zu sein. Die Kinder werden flügge. Das ist der Lauf der Welt. Sie denkt an die lustigen Urlaube zu dritt, beim Campen oder am Strand. Tatsächlich hatte Cassie sich für dieses Jahr einen gemeinsamen Urlaub vorgestellt. Dieser Wunsch wird ihr nun nicht mehr erfüllt werden. Sie erkennt den Abschiedsschmerz, der ihr in den Rücken gefahren ist und nimmt sich ein paar Minuten Zeit dafür.
Als sie Tränen versiegt sind, nimmt sie das Handy und fragt ihren Sohn nach seinen Urlaubsplänen. Er hatte es ihr schon gesagt, er wird mit Freunden an die Adria fahren. Sie hadert noch eine Weile damit, dass sie nun wirklich allein in Urlaub fahren muss.

Sie trinkt ein Glas Wein und isst Cracker dazu. Danach geht es ihr besser. Sie denkt an eine Freundin, die seit Jahren mit ihr in ein tolles Ferien-Resort fahren will. Cassie ruft die Freundin an, um darüber zu reden. Es sieht so aus, als könnte es in diesem Jahr klappen.
Als Cassie vom Sofa aufsteht, merkt sie, dass der Schmerz im Rücken weniger geworden ist. Sie schiebt es auf die Schmerztabletten, aber ein Teil von ihr weiß, dass der Druck aus ihrem Rücken verschwunden ist, als sie den innere Konflikt wahrgenommen und die Entscheidung für einen Urlaub ohne die Kinder akzeptiert hat.