Ich bin - das Bewusstsein. Konzentration

Das Universum ist immer präsent. Genau wie die Erde mit all ihren Geschöpfen. Die Menschen sind während ihrer Lebensspanne zwar da, aber sie haben die Fähigkeit, Teile ihres Selbst auszublenden. Das wirkt sich auf mich, das Bewusstsein, aus.

Cassie sitzt an seit Stunden an ihrem Computer und korrigiert Klausuren. Nun schmerzt ihr Rücken. Sie streckt sich aus und wechselt auf eine Video-Plattform. Dort lässt sich kurze Clips zeigen. Süße Hundewelpen, herrische Katzen, Sport-Tipps, Backanleitungen, Haarpflege, Urlaubsorte. Sie weiß nicht, wie lange sie sich damit beschäftigt hat, aber als ihre Aufmerksamkeit aus diese kurzweiligen, fernen Welt wieder an ihrem Schreibtisch landet, wird ihr klar, dass sie keine Schmerzen hatte. Erstaunt bewegt sie den Rücken und der Schmerz ist wieder da. Sie fragt sich, warum es ihr in der virtuellen Welt besser geht.

Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Cassie hat in den vergangenen Minuten ihren Körper, ihre Gedanken und Emotionen ausgeblendet. Ihre Aufmerksamkeit war auf eine fremde Welt voller Überraschungen und Belohnungen, die ein Algorithmus für sie zusammengestellt hat, gerichtet. An der Oberfläche hat ihr Gehirn Informationen verarbeitet und Körperreaktionen ausgelöst, aber ich, das Bewusstsein, war nicht involviert. Cassie weiß davon nichts. Sie versenkt sich in die Texte ihrer Studierenden, konzentriert sich auf deren Gedankenwelten, gleicht sie mit ihrer eigenen ab, beurteilt und bewertet. Als Cassie alles korrigiert hat, kehrt ihre Aufmerksamkeit zurück zu sich selbst, zu ihrem Körper und ihren Emotionen. Sie spürt das Ziehen im Rücken und ihren Ärger darüber. Wenn sie jetzt noch atmen würde … Sie fängt den Gedanken auf und konzentriert sich auf ihren Atem. Ihre Präsenz lässt den Ärger verschwinden und inspiriert sie. Sie begreift, dass die Rückenmuskulatur es ihr ermöglicht hat, vier Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten, eine großartige Leistung. Dieser Gedanke ist neu und erstaunlich. Plötzlich nimmt sie ihren schmerzenden Rücken detaillierter wahr. Ihre Muskulatur im unteren Rücken ist verspannt und schränkt die Beweglichkeit ihrer Wirbelsäule ein. Sie braucht nichts weiter zu tun, als locker zu lassen.

Deshalb entscheidet sie sich, zu Fuß zur S-Bahn zu gehen, statt den Bus zu nehmen. Ihr Atem vertieft sich mühelos. Die Probleme des Tages steigen in ihr auf. Mit Leichtigkeit sortiert sie die Gedanken, findet Lösungen. Mit jedem Schritt wird ihr Geist klarer. „Im Gehen wird es gelöst“, hat sie schon in der Schule gelernt und jetzt versteht sie es. Es ist der Zustand, den viele Weisheitstraditionen anstreben. Die Konzentration auf das Jetzt mit dem Körper, der Flüchtigkeit von Gefühlen und Gedanken. Der Stress fällt von ihr ab, die Gedanken werden ruhiger und die Schmerzen gehen weg. Als sie nach dreißig Minuten die S-Bahn-Station erreicht, ist sie nicht nur erleichtert, sondern glücklich. Sie weiß es nicht, aber sie war bei dem Spaziergang wirklich präsent. Nichts war ausgeblendet. Körper, Gedanken und Gefühle haben die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchten. Es ist das beste Heilmittel, das sie hat und es steht ihr jederzeit zur Verfügung.

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