Ich bin - das Bewusstsein. Hilflos

Die Planeten im Kosmos werfen das Licht zurück und werden so sichtbar. Das kann nicht nur ich, das Bewusstsein, gut sehen. Auf der Erde reflektieren Gewässer die Umgebung. Die Menschen können ihr Äußeres im Spiegel sehen, aber auch die Emotionen Anderer spiegeln.
Als Cassie nach der Arbeit ihre Wohnung betritt, ist etwas anders. Es riecht nach Rauch. Erschrocken geht sie in die Küche, der Herd ist aus. Sie schaut ins Wohnzimmer. Es ist total unordentlich, Chipstüte und Joghurtbecher, leere Bierflaschen liegen auf dem Tisch. Auf dem Sofa ihr Bruder Jonas. Er schaut eine Serie und scrollt auf seinem Handy. Offenbar hat er in der Wohnung geraucht. Ohne eine Begrüßung geht sie in sein Zimmer, in dem bis vor kurzem noch ihr erwachsener Sohn gewohnt hat. Dort sieht es noch schlimmer aus als im Wohnzimmer. Wäsche, Abfall überall und auf dem Fensterbrett ein Aschenbecher voller Kippen. Wütend stellt sie Jonas zur Rede, doch der reagiert gar nicht. Genau so kennt sie ihn, so hat er sich schon als Jugendlicher gegenüber ihrer Mutter verhalten. Cassie will, dass er aufräumt. Doch er lächelt verschmitzt und sie weiß aus ihrer Kindheit, was nun kommen wird. „Räum doch selbst auf, wenn es dich stört.“
Cassie kann nicht widersprechen. Ihre ganze Lebenserfahrung und Durchsetzungskraft sind verschwunden. Sie ist wie erstarrt. Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Er macht das, was bei seiner Mutter immer funktioniert hat, und Cassie ist unwillentlich in die Rolle ihrer Mutter gerutscht. Cassie fängt meine Botschaft auf. Sie sieht die Szenen aus ihrer Kindheit vor ihrem inneren Auge. Ihre Mutter, die mit den Tränen kämpft, wortlos in sein Zimmer geht und alles aufräumt. Cassie fühlt sich seltsam hilflos. Das passt gar nicht zu ihr.
Sie spürt gerade die Hilflosigkeit ihrer Mutter, die sie als kleines Mädchen bei ihr wahrgenommen hat. Am besten wäre es, einige Zeit bei dieser Erinnerung zu bleiben und den Gefühlen Raum zu geben. Cassie tut es. Dann kehrt sie in ihr Erwachsenenleben zurück. Sie sieht ihren Bruder entspannt an. „Ich weiß genau, was du hier machst. Bei Mutti hat das immer funktioniert, aber bei mir nicht. Du bist erwachsen und ich verlange von dir, dass du dich dementsprechend benimmst. Wenn du hier wohnen möchtest, wirst du dich wie mein Mitbewohner verhalten und deinen Teil beitragen. Außerdem wirst du nur noch auf dem Balkon rauchen. Wenn dir dieser Preis zu hoch ist, musst du gehen.“
Er ist plötzlich ganz aufmerksam, richtet sich auf, wirkt auf sie wie ein Erwachsener.
Sie fährt fort. "Ich schreibe jetzt einen Putzplan, in der Zwischenzeit räumst du das Wohnzimmer, dein Zimmer und dann das Bad auf.“
Jonas sieht fassungslos zu, wie sie den Putzplan, den sie mit ihren Teenager-Kindern hatte, für die beiden umschreibt. „Das kannst du nicht machen. Mutti hat auch immer …“ Er verstummt und seufzt. „Schon gut, schon gut ...“ Er steht auf und räumt die Flaschen zusammen.
Cassie hat die Hilflosigkeit ihrer Mutter, die sie plötzlich nacherlebt hat, überwunden. Ihr Bruder wurde dadurch animiert die Position des Teenagers aufzugeben und in seine Kraft als Erwachsener zu kommen. Das ist neu für beide. Es wird ihnen nicht nur beim Zusammenleben helfen.
Deine Anmerkung zu diesem Beitrag?