Ich bin - das Bewusstsein. Hasserfüllt

Das Universum kennt keine Fehler. Alles ist, wie es ist. Auf der Erde ist der Rückgang von Artenvielfalt eine logische Folge vieler Prozesse. Die Menschen sind es, die Bewertungen abgeben, ob etwas gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Oftmals können sie nicht akzeptieren, was ist. Das erlebe ich, das Bewusstsein, nur zu oft.

Professorin Cassie schreckt vor dem Hauptseminar am Nachmittag zurück. Dabei geht es dort um eins ihrer Lieblingsthemen. Eine Studentin, die sie kaum kennt, soll ein Referat halten. In der letzten Stunde hat ein Student einen Vortrag, der offensichtlich von KI erstellt wurde, gehalten. Cassie hat den jungen Mann auf die darin enthaltenen Fehler aufmerksam gemacht. Der Student wurde wütend und hat sie hasserfüllt angeschaut. Bei dem Gedanken zieht sich Cassies ganzer Körper zusammen. Sie macht sich so fest, als würde sie vom 3-Meter-Brett ins Schwimmbecken springen. Ihr Kopf wird leer.

Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Mit dieser Reaktion will ihr Körper sie vor dem Entsetzen beschützen, das sie in der Situation erlebt hat und nicht verarbeiten konnte. Sie begreift den Zusammenhang. In der Sicherheit ihres Büros ruft sie sich den hasserfüllten Blick des Studenten ins Gedächtnis. Wieder wird ihr Körper fest, aber sie atmet ruhig weiter, denn es ist die Erinnerung an eine Situation, die sie unter Kontrolle hatte.

Plötzlich kommt ihr das Bild von einem Freund in der Grundschule in den Kopf. Er hat sie einmal hasserfüllt angesehen, in einem Streit unter Schulkindern. Damals hatte Cassie sich verraten und bedroht gefühlt. Sie konnte mit niemandem darüber sprechen und es nicht verarbeiten. Ihr Körper hat da zum ersten Mal die angespannte Schutzhaltung eingenommen. Es fällt ihr schwer, das innere Bild von dem Jungen zu halten, denn der Stress ist zu hoch. Sie konzentriert sich auf die körperliche Anspannung und ihren Atem. Nach einigen Minuten entfährt ihr ein erleichterter Seufzer. Sie hat das Bild aus der Schulzeit verarbeitet und kann sich an den Schulfreund erinnern, ohne dass ihr Körper Alarm schlägt. Sie denkt erneut an den Studenten von letzter Woche, bleibt dabei mit ihrem Atem verbunden. Das innere Bild von dem jungen Mann hat keine Kraft mehr. Genaugenommen hatte es niemals Kraft. Es war die stressbeladene Erinnerung an den Schulfreund, die von dem Blick des Studenten wieder hervorgerufen wurde.

Am Nachmittag geht sie entspannt zu dem Hauptseminar. Die Studentin hält einen inspirierenden, selbst erstellten Vortrag. Cassie lobt sie dafür. Der Student aus der letzten Stunde sieht sie wieder hasserfüllt an. Cassie betrachtet sein verzerrtes Gesicht, aber es hat keine Macht mehr über sie. Ruhig weist sie darauf hin, wie wichtig es ist - in der Philosophie wie im Leben - selbst zu recherchieren, zu denken und die eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Im Anschluss an das Seminar entschuldigt sich der junge Mann für seinen KI-generierten Vortrag und will einen neuen erstellen. Cassie nimmt die Entschuldigung und das Angebot an. Für sie ist es wichtiger, dass sie ihren Umgang mit ihm normalisieren konnte.

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