Ich bin - das Bewusstsein. Fehler

Das Universum macht keine Fehler. Alles, was passiert, hat einen Sinn. Das weiß ich, das Bewusstsein, ganz genau. Für die Lebewesen auf der Erde gilt das Gleiche. Sie entwickeln sich durch Veränderungen in ihrer DNA. Alle Abweichungen dienen einem Zweck. Den können die Menschen oft nicht erkennen, weil ihre Perspektive auf ihr persönliches Wohlergehen eingeengt ist.

Cassie ist Professorin und schreibt seit Jahrzehnten Artikel und Bücher. Nun hat ihr erwachsener Sohn Ben seine erste Hausarbeit für die Uni geschrieben. Sie sitzen in seiner WG und trinken Kaffee. Cassie liest die Arbeit, lobt die Struktur und die Recherche. Dann weist sie ihn in einem sachlichen Tonfall auf eine unstimmige Schlussfolgerung hin. Die würde sie noch einmal überdenken. Doch er braust sofort auf. Wie könne sie es wagen, ihn zu kritisieren? Er hat sich so angestrengt und jetzt stelle sie alles in Frage. Ihretwegen hätte er jetzt keine Lust mehr zu studieren. Wutentbrannt läuft er hinaus. Cassie ist wütend über seine Reaktion. Sie packt ihre Sachen und will gehen. Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Die ganze Familie reagiert so auf berechtigte Kritik, weil sich Fehler für sie wie eine Niederlage anfühlen.

Cassie fängt meine Botschaft auf und erinnert sich an eine Situation aus ihrer eigenen Studienzeit mit Bens Vater. Wenn sie Schwachstellen in seinen Texten gefunden hat, wurde er beleidigend und hat sie auf ihre eigenen Fehler hingewiesen. Trotzdem hat er sie immer wieder gebeten, seine Texte gegenzulesen, und hat ihre Kritik, wenn er allein war, angenommen.

All die Jahre, die sie zusammen waren, hatte Cassie diesen Zusammenhang nicht erkannt. Sie versteht nun ihren Sohn, aber sie weiß nicht, was sie tun soll. Warten, bis Ben sich beruhigt hat, und schauen, ob er den Fehler selbst korrigiert? Sie will aber nicht, dass er deswegen eine schlechte Zensur bekommt. Soll sie mit ihm sprechen? Aber wie? Den Fehler selbst korrigieren? Sie ist ratlos.

Cassie kann nicht reagieren, weil sie keinen anderen Umgang mit Fehlern kennt. Ihre eigenen Eltern gehen genauso mit Fehlern um, wie Ben und sein Vater. Sie selbst tut es normalerweise auch. Sie haben keine Vorbilder, bis auf eins …

Meine Idee kommt bei Cassie an. Sie hat plötzlich die Professorin vor Augen, die ihre Doktorarbeit betreut hatte. Mit ihr hatte Cassie genau die gleiche Auseinandersetzung, allerdings mit vertauschten Rollen. Das hatte sie ganz vergessen. Sie atmet tief durch, dann geht sie zu Ben. Er steht in die Küche am Fenster und scrollt wütend auf dem Handy.

„Ben, ich weiß, dass wir dir keine anderen Vorbilder geboten haben, wie du auf Kritik reagieren kannst. Deswegen macht deine Reaktion für mich Sinn. Offenbar bist du gekränkt. Ich wäre es in deiner Situation auch und dein Vater und deine Großeltern auch. Die Frage ist, wie du mit der Schwachstelle im Text umgehen willst. Möchtest du den Fehler beheben und eine gute Zensur bekommen? Willst du mich bestrafen, weil ich den Fehler gefunden habe? Willst du dich bestrafen, weil du einen falschen Schluss gezogen hast? Wonach ist dir?“

Ben sieht sie erstaunt an. Er hat solche Fragen noch nie gehört. Verwirrt geht er hinaus. Cassie kocht sich einen Tee, um ihm Zeit zu geben. Sie ist froh über ihre eigene Erkenntnis, die sie auch auf ihre eigenen Fehler anwenden wird. Kurz darauf kommt er strahlend zurück. Er hat eine neue Schlussfolgerung gefunden und will von seiner Mutter hören, was sie davon hält. Die beiden diskutieren angeregt. Sie sind beide einen Schritt in ihrer persönlichen Entwicklung vorangekommen.

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