Ich bin - das Bewusstsein. Annehmen

Alles im Universum ist, wie es ist. Die Antilopen auf der Erde akzeptieren es, mit den Löwen das Wasserloch zu teilen, obwohl es für sie gefährlich werden kann. Nur die Menschen wollen bestimmen, was und wie es ist. So machen sie Fortschritt möglich, stehen sich aber auch selbst im Weg.

Cassie ist wütend auf den Mann in der Wohnung unter ihr. Er raucht viele Zigaretten und der Geruch zieht aus seiner Wohnung in ihre Räume. Sie hat schon mehrfach mit ihm gesprochen. Er hat auch jedes Mal gesagt, dass er häufiger stoßlüften wolle, aber er kann den Luftstrom natürlich nicht beeinflussen. Cassie weiß, dass sie den Mann nicht zwingen kann, wegzuziehen, die Fenster geschlossen zu halten oder mit dem Rauchen aufzuhören und das macht sie verrückt.

Ihr Bruder Jonas, der als Mitbewohner in ihrer großen Wohnung lebt, riecht es auch, aber er fühlt sich nicht gestört davon. Er hört Cassie nun schon eine Weile zu, wie sie schimpft und sich beschwert.

„Du solltest es annehmen, wie es ist“, zitiert er die Therapeutin aus der Tagesklinik, die er seit einigen Wochen wegen eines Burnouts besucht.

„Ich will das nicht annehmen, es soll sich ändern. Ich will keinen Zigarettenrauch in meiner Wohnung haben.“

Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Ihr Widerstand nicht nur gegen den Geruch, sondern gegen die ganze Situation bringt viel Anspannung in ihren Körper. Der Stress verengt ihre Wahrnehmung auf ihren Geruchssinn. Plötzlich riecht sie Zigarettenrauch, sogar wenn keiner da ist.

Cassie fängt meine Botschaft auf. Sie bemerkt, dass sie ihren Körper anspannt, um ihre Aufmerksamkeit auf die Nase zu fokussieren. Sie schüttelt ihre Schultern und Arme, atmet tief durch und schaut auf ihren Bruder. Er sitzt entspannt auf dem Sessel neben dem geöffneten Fenster. Riecht er das etwa nicht? Sie beobachtet ihn und seine Entspanntheit färbt auf sie ab. Sie kann besser atmen und die Schultern fallen lassen.

Plötzlich riecht sie nichts mehr. „Riechst du noch was?“, will sie wissen.

„Wenn ich mich darauf konzentriere, ja. Wenn ich mich entspanne, gewöhnt sich meine Nase daran und ich merke es nicht mehr.

Das ist das Annehmen, von dem er gesprochen hat. Cassie stutzt. Sie konzentriert sich darauf, wie ihr Atem durch den Körper fließt, nicht durch die Nase. Immer wieder hat sie den Impuls, den unangenehmen Geruch aufspüren. Um das zu verhindern, setzt sie sich so weit wie möglich vom Fenster weg.

Die beiden unterhalten sich angeregt. Unwillkürlich setzt sie sich wieder näher zu Jonas, näher ans offene Fenster.

Sie glaubt, es käme kein Geruch mehr herein, aber in Wirklichkeit riecht sie nichts mehr, weil sie sich in die Situation hineinentspannt hat. Man könnte auch sagen, sie hätte sie angenommen.

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