Ich bin - das Bewusstsein. Anerkennung

Im Universum ist es wichtig, ob hingeschaut wird oder nicht. Subatomare Teilchen bewegen sich in Wellen, bis sie beobachtet werden. Dann können sie zu Materie werden. Das habe ich, das Bewusstsein, schon häufig gesehen. Die Menschen haben dieses Naturgesetz erst im letzten Jahrhundert erkannt. Den meisten reicht das Beobachten nicht aus. Sie sind es gewohnt zu bewerten, anzuerkennen oder zu kritisieren. Dann bekommen die Dinge Bedeutung.
Cassie ist Philosophie-Professorin. Sie hat einen jungen Kollegen bei einem Antrag auf Fördermittel unterstützt. Das Geld wurde bewilligt und er hat Sekt mitgebracht. Cassie ist stolz und freut sich, an dem Erfolg teilzuhaben. Doch er sagt in seiner Rede nichts über Cassies Unterstützung. Das findet sie undankbar und egoistisch.
Wenn sie nur wüsste, was ich weiß. Ich sehe, wie viel sie beigetragen hat. Es würde völlig ausreichen, wenn sie das anerkennen würde, aber sie will es unbedingt von ihm hören. Die Frage ist, ob sie es dann annehmen könnte. Cassie fängt meine Botschaft auf und denkt nach. Es tut ihr gut, Lob und Anerkennung zu bekommen. Sie braucht es geradezu. Vor allem jetzt, während ihr Kollege das ganze Lob bekommt und sie nichts, fühlt sie sich wie eine Verliererin. Sie kann nicht erkennen, dass wahre Leistung sich nicht in Geld, Medaillen oder Zeugnissen messen lässt. Es ist so schwierig für die Menschen, ihren wahren Wert ohne einen äußeren Vermittler anzuerkennen, denn das wird in den wenigsten Gesellschaften gelehrt.
Cassie horcht auf. Wozu braucht sie die Anerkennung der Kolleginnen und Kollegen? Sie weiß selbst am besten, was sie schon alles geschafft hat, welche Steine sie aus dem Weg geräumt hat. Viele Zweifel hätten sie fast zum Aufgeben gebracht. Sie hat so viel gelernt, um weiterzukommen. Sie musste sich so oft überwinden. Sogar das Unmögliche hat sie versucht und viel daraus gelernt. Von all diesen Dingen weiß kaum jemand was, aber das sind ihre wahren Erfolge. Dafür gebührt ihr volle Anerkennung. Diese Einsicht zaubert ihr ein dankbares Lächeln ins Gesicht. Das hätte kein Lob von Außen ihr geben können.
Der junge Kollege reißt sie aus ihren Gedanken. Er wirkt verlegen. „Ich danke dir für die Unterstützung bei dem Antrag. Ich habe bei solchen Formalitäten immer große Zweifel und früher deshalb schon Fristen verpasst. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“
Damit hätte Cassie nicht gerechnet, denn er wirkt selbstsicher und gut strukturiert. Sie erinnert sich an ihren ersten Förderantrag. Da konnte sie die Anerkennung genausowenig annehmen und hat sie an eine Unterstützerin weitergegeben. „Ich habe dir nur einen kleinen Schubs gegeben. Das Lob gebührt dir. Es ist dein Verdienst. Die Mittel wurden bewilligt, weil du die Arbeit geleistet hast. Es ist deine Forschung, dein Team, deine Projektplanung. Ich hoffe, du kannst das anerkennen.“
Es dauert einen Moment, dann kommt die Botschaft bei ihm an. Dann sind sie beide glücklich, weil sie die Anerkennung für ihre Arbeit in sich selbst gefunden haben. Damit sind sie etwas mehr zu sich selbst gekommen.
Deine Anmerkung zu diesem Beitrag?