Was machen deine guten Vorsätze?

Die meisten guten Vorsätze halten gerade mal bis Mitte Januar. Trotzdem habe ich mir für das neue Jahr etwas vorgenommen.

Ich möchte unabhängiger werden! Nicht aus einem Leidensdruck heraus, sondern weil ich verschiedene andere Ziele habe, die ich bisher nicht erreichen konnte.

Zum Beispiel will ich schon seit Jahren meine Wohnung ausmisten. Ich bin gewiss kein Messie. Im Vergleich zu anderen bin ich normal unordentlich, aber ich fühle mich zuhause umgeben von Dingen, die ich nicht brauche, die mir im Weg sind und die mich nerven. Jeden Tag sehe ich sie, aber ich kann sie nicht wegwerfen, manchmal schaffe ich es nicht mal, sie wegzupacken.

Vor allem meine Unterlagen stemmen sich mit aller Macht gegen das Aufräumen. Sie weigern sich standhaft, in die Ordner geheftet zu werden. Die 35 Jahre alten Souvenirs blicken mich mit so treuen Augen an, dass ich sie abstaube, anstatt sie zu entsorgen.

Die vielen Knöpfe und Ersatzteile von Kleidung lassen sich schon nicht mehr zuordnen. Vermutlich sind die Blusen längst weg, aber ich bin außerstande, den Krimskrams zu sortieren. Und alle zusammen wegzuwerfen geht auch nicht.

Meine alte Stereo-Anlagen und diverse Boxen stehen in meiner Abstellkammer zu einem großen Turm gestapelt. Die waren mal so teuer. Ich war so stolz, als ich sie mir damals leisten konnte. Man kann sie nicht mal mehr verschenken, aber mir sind sie immer noch viel wert. Die kann ich doch nicht einfach in einen schmutzigen Container auf den Recycling-Hof stellen. Außerdem kommt die CD vielleicht wieder in Mode. Wer weiß schon, wohin dieses Streaming führt?

Ich habe es also mit einer ganzen Reihe von Problemen zu tun. Dabei habe ich schon einiges getan, um meine vielen Dinge in den Griff zu kriegen. Ich habe meinen Kleider- und Schuhschrank nach dem Konmari-Prinzip aufgeräumt. Das funktioniert wirklich. Da herrscht seit Jahren eine gewisse Ordnung.

Mit meinen Büchern funktioniert das nur zum Teil. Viele spende ich einem gemeinnützigen Laden bei mir um die Ecke, aber manche stehen einfach nur im Weg. Ich kann nichts dagegen tun.

Ich habe das sogar schon mit Klopfakupressur bearbeitet. Erstaunlicherweise geht es den Freundinnen, mit denen ich das mache, ähnlich. Sollte das also ein gesellschaftliches Phänomen sein? Ein Überbleibsel aus der Zeit, als es nichts gab? Als alles aufbewahrt wurde, für den Fall, dass man es noch einmal brauchen oder zum Tauschen nutzen könnte?

Wie dem auch sei. Ich kann das hier und jetzt nicht lösen, sonst hätte ich es längst getan.

Mein eigentlicher Vorsatz für 2020 ist persönliches Wachstum. (Ich habe schon in meinem Jahreswechsel-Post darüber geschrieben, du findest ihn hier).

Und ich möchte mein Wachstum messbar machen. Wenn ich es also schaffen würde, 2020 meine Schubladen und Schränke auszumisten, wäre das ein enormes Wachstum.

Nur, welche Art von Wachstum brauche ich? In was für eine Identität müsste ich hineinwachsen, um das zu schaffen? Da ich nicht jemand anders werden kann, als ich bin, sollten schon Potenziale vorhanden sein. Nun habe ich sehr viele, mehr oder weniger entwickelte Potenziale. Diese Überlegung führt nirgendwo hin.

Also schaue ich auf meine Wünsche. Was wünsche ich mir vorzufinden, wenn ich meine Schublade aufziehe?

Die Antwort ist leicht! Ich hätte gern mehr Platz in meinen Schubladen. Dann könnte ich schnell Sachen reinlegen und wieder rausholen. Ich könnte schnell etwas beiseite räumen und hätte es sofort wieder griffbereit. Alles hätte seinen Platz. Ich müsste nie mehr suchen, mich nicht durch Schichten von unnützem Zeugs kramen, um etwas zu finden. Das wäre mein Traum. Geradezu eine Sehnsucht.

Wie müsste ich nun sein, um das zu verwirklichen? — Mehr Schränke zu kaufen ist keine Option, denn dann müsste ich nur an mehr Stellen suchen.

Ich hatte schon mal komplett leere Schubaden, weil wir eine Kommode reparieren mussten. Es wäre leicht gewesen, den Inhalt wegzuwerfen und Kerzen, Knöpfe, Bierdeckel, Feuerzeuge, Briefumschläge oder Haargummis im Bedarfsfall neu zu kaufen. Stattdessen habe ich den Plunder wieder hineingeworfen. Offenbar habe diese Dinge eine Macht über mich, die mein Urteilsvermögen ausschaltet.

Um mich aus dieser Macht zu befreien, brauche ich mehr Unabhängigkeit von den Dingen. Tatsächlich ist Unabhängigkeit sowohl eine Sehnsucht als auch ein in mir angelegtes Potenzial. Da ist allerdings noch Luft nach oben.

Wenn ich mir also vornehme, 2020 weiter in meine Unabhängigkeit hineinzuwachsen, dann würde mir das in vielen Lebensbereichen helfen. Und am Ende des Jahres könnte ich meine Schubladen aufziehen und nachsehen, ob ich es geschafft habe, mich von dem ganzen Tüddeltaddel unabhängig zu machen.

Wir lesen uns in 12 Monaten wieder. Denn abgerechnet wird zum Schluss.

Hast du Vorsätze für das neue Jahr? Schreib es in die Kommentare.

 

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