Wer mag Teamsitzungen?

Ich mag keine Teamsitzungen, denn ich komme mit meinen Anliegen nicht durch.
Nicht einmal, wenn meine Argumente gut sind.
Ich fühle mich von Anfang an dumm, unfähig und hilflos.
Deshalb sage ich nichts, oder vermeide solche Situationen.
Nun gilt es aber, mir Gehör zu verschaffen und für meine Interessen einzutreten.
Dafür müsste ich mich aber handlungsfähig, klar und selbstbewusst fühlen.
Wie komme ich in so einen Zustand?
Meiner Ansicht nach kann man Gefühle genauso verändern wie Gedanken.
Voraussetzung ist, dass man sie erkennt.
Also stelle ich mich meiner Vergangenheit.
Ich erinnere mich an das schlimmste Teammeeting meines Lebens.
In meiner Erinnerung hat ein Kollege meine Argumente mit seinen überrollt. Ich bin fassungslos verstummt.
Plötzlich drücken mein Magen und mein Herz.
Schnell stehe ich auf, schüttele die Gefühle ab, denn auf dieser emotionalen Frequenz kann ich nicht handeln.
Stattdessen denke ich an etwas Schönes. Eine Begegnung, ein Erfolgserlebnis beim Sport.
Mit dieser künstlich erzeugten guten Laune betrachtete ich das Meeting erneut.
Plötzlich erkenne ich etwas Neues.
Der Kollege interessiert sich überhaupt nicht für mein Thema. Er nutzt es nur als Aufhänger für sein eigenes.
Das war mir bisher nicht bewusst gewesen.
Die Situation sieht jetzt völlig anders aus.
Mein Vorhaben ist nicht abgeschmettert worden. Stattdessen hat er mein Thema gekapert und es ging unter, ohne besprochen worden zu sein.
In Gedanken spreche ich ihn beherzt an: Du hast mit deinen Argumenten recht, das hat aber nichts mit meinem Thema zu tun. Das muss getrennt besprochen werden.
Der Diskussionsleiter gibt mir recht. Beide Themen werden nacheinander abgehandelt.
Ich komme mit meinem Vorschlag durch und der Kollege mit seiner Idee ebenfalls.
Es war kein Kampf zwischen ihm und mir, den ich verloren habe!
Mein Vorschlag wurde damals nicht angenommen, weil ich verwirrt verstummt bin.
Was für eine Erleichterung! Ich bin nicht dumm, unfähig und hilflos. Ich hatte in der Diskussion den Überblick verloren. Das ist schade, kann aber passieren.
Die Erinnerung an das Meeting löst jetzt keinen Druck auf Magen und Herz mehr aus.
Der Gedanke an die bevorstehende Sitzung hingegen beflügelt mich.
Ich habe Lust, meine guten Ideen zu zeigen und zu vertreten.
Und selbst wenn ich nicht damit durchkomme, lerne ich daraus.
Denn es kommt nicht darauf an, wie es ausgeht, sondern was ich daraus mache.

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