Kann ich die Steuererklärung machen?
Seit vier Monaten will ich meine Steuererklärung machen.
Heute tue ich es. Vielleicht.
Wild entschlossen setze ich mich an meinen Schreibtisch.
Plötzlich bin ich zu träge, um den Power-Knopf am Computer zu drücken.
Gleich kommt die Sonne rum und scheint in mein Zimmer. Soll ich etwa die Vorhänge zuziehen?
Lieber rausgehen und ein paar Sonnenstrahlen genießen.
Die Steuererklärung ist aber wichtig.
Das kannst du nicht.
Doch, doch. Ich mache das seit 30 Jahren selbst.
Das heißt nichts.
Etwas in mir zweifelt an meinen Fähigkeiten.
Stopp! Löst dieser Gedanke Zweifel aus?
Ja. Denn das kannst du nicht.
Ich werde immer unsicherer. Wo sind meine Belege? Gibt es neue Regelungen?
Moment mal! Das ist keine Raketenwissenschaft.
Das kannst du nicht. Lass es lieber.
So ein Unsinn. Ich kann das und ich mache das. Hau ab, du blöder Gedanke!
Du kannst mich nicht zwingen!
Doch! Du bist mein Gedanke, also verzieh dich.
Ich bin immer noch da!
Wie kann das sein? Heißt das, du bist gar nicht mein eigener Gedanke?
Nein, natürlich nicht.
Wie bist du in meinen Kopf gekommen?
Schön, dass du dich endlich für mich interessierst. Du hast mich aufgeschnappt und für wahr gehalten. Seitdem gehöre ich zu dir.
In meinem Kopf höre ich eine Männerstimme, die sagt: Das kannst du nicht.
So einfach ist das?
Natürlich.
Dann kann ich dich genauso einfach rausschmeißen!
Das kannst du nicht. Ich bin richtig und wahr. Du glaubst mich und hörst auf mich. Ich werde für immer bei dir bleiben.
Ganz sicher nicht! Was soll ich jetzt tun? Sei kreativ!
Ich werde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen: Das kannst du nicht!
Sag ich doch.
Dann sind wir uns ja einig. Du kannst nicht mehr in meinem Kopf bleiben!
Das ist wahr. Schade.
Es wird still.
Ich mache meine Steuererklärung.
Ich kann das.
Kein Gedanke und kein Zweifel halten mich davon ab.
Wie gehst du mit unerwünschten Gedanken um? Schreib es in die Kommentare.
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